Hünhaner Dorfgeschichte

Hünhaner-Geschichte 1/2

Hünhan ist älter als die ehemalige Kreisstadt Hünfeld und reicht in seinen Anfängen mindestens in das 7. Jahrhundert zurück.
Die Wanderer und Volksscharen, die von Rudolpshan und Neunhards kommend, das alte Wehr im Saiffenfeld, die Haune, überquerten, sind, das die Gegend fruchtbar war, dageblieben.

Urkundlich erscheint Hünhan ( 377 ha) als kleines Dorf am linken Ufer der Haune, erstmals im Jahre 815/816 im Zehntvertrag zwischen dem Fuldaer Abt Ratgar und dem Würzburger Bischof Wolfger zu Retzbach/Main („Hunioham, Hunihan“ = Hagen, unbefriedete Siedlung an der Haune = Bergwasser oder wo das Viel undert, d.h. lagert). Begütert waren neben dem Kloster Fulda (Klosterspital) und Kollegialstift Hünfeld die Herren von Sassen (Wüstung südlich von Hünhan), von Haune und das Kloster Blankenau.

Das Dorf gehörte ursprünglich zum Gericht Hünfeld, später teilweise zum Gericht Burghaun, dann bis 1802 zum fuldischen Oberamt Mackenzell.

Im 10. Jahrhundert ist in einem Fuldaer Klosterverzeichnis die jährliche Abgabe von Brennmaterial zur Bierbereitung an die Fuldaer Mönche zu leisten, soviel Holz zu liefern, als zum Brauen von drei Fudern Bier benötigte.

Nach einem Register vom Jahre 1000 befanden sich in Hünhan an Fuldaer Klostergut ein „Territorium“ und 16 Huben Landes. Wenn eine Hube ca. 30 Morgen und 1 Territorium nach einer Angabe des Abtes „Hatto“ (vom Jahre 852) 315 Acker Land umfaßte, dann war das ein ganz ansehnlicher Besitz, den die Abtei in Hünhan ihr Eigen nannte. Von den 16 Huben hatte eine jede jährlich ein junges Schwein (Ferkel) und 20 Leintücher abzuliefern. Überdies hatten von 22 Kolonnen, 20 je ein Ferkel und ein Leintuch aus Eigenflachs abzugeben, die beiden anderen Kolonnen aber 4 Krüge Honig. Außer diesem Honig erhielt also das Fuldaer Kloster von Hünhan jährlich an Abgaben 36 Ferkel und 484 Leintücher. Aus der Art dieser Abgaben ergibt sich, daß auf dem Hünhaner Klostergute Schweinezucht, Weberei, Flachsbau und Bienenzucht betrieben wurden.

Die Einwohnerschaft Hünhans bestand im Jahre 1510 aus 21 Viehhaltern und im Jahre 1789 aus 14 Bauern und 11 Hintersiedlern.

Mit seiner dem Hl. Andreas geweihten Kirche gehörte es 1676 zum Kollegialstift Hünfeld, nach dessen Auflösung im Jahre 1803 wurde es mit der Pfarrei Burghaun vereinigt. Während der Reformationszeit wurde die Pfarrei Burghaun nach Hünhan verlegt.

Besondere Feiertage: Apostel Andreas (30.11. Titularfest), Evangelist Markus (25.4. Bittprozession der Pfarrei, die im Mittelalter zur Totenkirche nach Rothenkirchen ging).

Von den rund 570 Einwohnern im Jahre 2010 sind ca. 370 Katholiken, ca. 100 Protestanten und ca. 100 sind anderen oder keiner Glaubensgemeinschaft zuzuordnen.

(Quelle: (Konrad Lübeck: Alte Ortschaften des Fuldaer Landes 1934 – Druck und Verlag der Fuldaer Aktiendruckerei)

Hünhaner-Geschichte 2/2

Ein ehemaliger Arbeiter als Sozialpolitiker in hohen Stellungen

Es gibt Männer, die von ehemaligen Arbeitern zu hohen politischen Stellungen aufgestiegen sind. Dazu gehört Franz Wieber ( geb. 1855 ) aus Hünhan. Unbeachtet fahren oder gehen viele Menschen an der Franz- Wieber-Straße entlang.

Franz Wieber entstammte einer sehr alten Bauernfamilie, die über den Winter noch Weberei betreiben musste, um die große Familie ernähren zu können. Dem dreizehnjährigen Wieber blieb nichts anderes übrig, als sich auf dem „Dallesmarkt“ in Frankfurt/Main als Botenjunge zu verdingen. Später musste er als „Westfalengänger“ in Bochum in einem Schweißwerk und in einer Eisengießerei zehn Stunden täglich arbeiten. Dort erlebte er auch die Krisenjahre 1876 -1879 nach der stürmisch vorwärts drängenden „Gründerzeit“, als viele Arbeiter entlassen wurden, für die es noch keinen Arbeiterschutz gab. Übrigens wurden damals Hungerlöhne von 50 bis 60 Mark monatlich gezahlt.

Erst nach seiner Militärzeit (1882) begann er verstärkt seine soziale Tätigkeit, nachdem er mit der Sozialpolitik des Bischofs Wilhelm Emanuel Ketteler (gestorb. 1877) und mit den Ideen Adolph Kolpings (gestorb. 1865) näher bekannt geworden war. Und weil er die Macht der Presse erkannt hatte – er war wegen politischer Tätigkeit entlassen worden-, gab er die Tageszeitung „Echo von Niederrhein“ heraus.

Gemeinsam mit Dr. Brauns und Giesbert, die später Reichminister wurden, rief er 1899 in Duisburg den „Christlichen Metallarbeiterverband“ ins Leben. Als treuer Sohn seines Volkes lehnte er den Munitionsarbeiterstreik im Jahre 1918 als Verrat an Deutschland und an den Vätern und Brüdern, die an der Front standen, ab.
Im Jahre 1919 war er Mitglied der Zentrumspartei in der Nationalversammlung in Weimar, später im Reichstag in Berlin. Franz Wieber starb einen Tag vor der Auflösung der Gewerkschaften am 30. April 1933.

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